Eisbrecher – Kaltfront Tourfinale in Hannover
17.05.2025, Swiss Life Hall, Hannover
Am 17. Mai 2025 luden Eisbrecher zum großen Tourfinale der „Kaltfront“-Tour in die gut gefüllte Swiss Life Hall in Hannover ein. Mit im Gepäck: die Koblenzer Band Heldmaschine, die den Abend mit viel Spielfreude eröffnete und das Publikum auf Betriebstemperatur brachte.
Heldmaschine – Publikum in Bewegung
Heldmaschine präsentierten sich hochmotiviert und mit sichtlich großer Spielfreude. Mit einer druckvollen Produktion und eingängigen Songs wussten sie das Publikum sofort mitzureißen. Zwar traf die musikalische Ausrichtung nicht ganz meinen persönlichen Geschmack, doch der Auftritt war handwerklich sehr solide, und die Fans der Band feierten sie lautstark. Vor allem ihre Fähigkeit, die Menge zu animieren und eine ordentliche Stimmung zu erzeugen, verdient Respekt – als Support-Act haben sie ihren Job definitiv gut gemacht.
Eisbrecher – Stimmung, Show und Sympathie
Als gegen 21 Uhr Eisbrecher die Bühne betraten, war die Halle bereits in heller Vorfreude – und diese sollte nicht enttäuscht werden. Von der ersten Sekunde an war klar: Hier wird nicht einfach nur Musik gespielt, sondern eine Show zelebriert. Das fast zweistündige Set umfasste 23 Songs, die mit beeindruckender Präzision und einem wuchtigen Sound auf das Publikum niederprasselten. Die Setlist setzte sich aus einigen Songs vom Kaltfront Album und einem guten Mix von Klassikern zusammen. So sollten sowohl neuere Anhänger der Band als auch langjährige Fans gut auf Ihre Kosten kommen.
Ein echtes Highlight war neben der Musik selbst die aufwendige und kreative Inszenierung. Die Band glänzte mit abwechslungsreichen Bühnenoutfits, die immer wieder dem aktuell gespielten Song angepasst wurden. Besonders einprägsam: Bei „Eiszeit“ trat ein Gitarrist mit einer Eisbärenmaske auf die Bühne, während von der Decke Kunstschnee bzw. Schaum herabfiel – ein visuell eindrucksvoller Moment, der perfekt zur Atmosphäre des Songs passte. Auch politische oder gesellschaftliche Botschaften fanden ihren Weg in die Show: Während des Songs „Waffen Waffen Waffen“ übersprühte Sänger Alexx Wesselsky auf der Bühne ein Banner mit dieser Aufschrift mit einem großen Peace-Zeichen – eine klare, unmissverständliche Botschaft.
Gastauftritte und gute Laune
Besondere Akzente setzten auch die Gastauftritte: Sotiria unterstützte Wesselsky bei „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, Joachim Witt betrat für „Zeitgeist“ die Bühne, und Frank Herzig von Schattenmann übernahm die zweite Stimme bei „Auf die Zunge“. Damit waren alle prominenten Gäste des aktuellen Albums „Kaltfront“ auch live auf der Bühne vertreten – ein schönes Extra für die Fans.
Was die Band darüber hinaus sympathisch macht, ist der lockere, bodenständige Umgang mit dem Publikum. Wesselsky führte mit Witz, Charme und gelegentlich sarkastischem Humor durch den Abend, ohne sich in endlosen Monologen zu verlieren. Seine Ansagen waren pointiert und unterhaltsam – man hatte nie das Gefühl, dass hier etwas aufgesetzt oder gespielt wirkte.
Emotionen, Energie und ein kleiner Wermutstropfen
Ein kleiner persönlicher Wermutstropfen war für mich allerdings die Darbietung des Songs „Miststück“ – auf den ich mich besonders gefreut hatte. Leider wurde er nur in einer Akustikversion gespielt. Für mich eine eher enttäuschende Interpretation eines ansonsten energiegeladenen Songs – das ist aber natürlich Geschmackssache.
Dafür entschädigten viele andere Songs, die für ausgelassene Stimmung sorgten. „Sturmfahrt“, „Antikörper“, „This is Deutsch“ und „Eiszeit“ gehörten zu den Highlights des Abends, Es war ein guter Schnitt aus neuen Songs und den beliebtesten der älteren Alben.
Finale mit Herz und Humor
Das große Finale war dann noch einmal ein echtes Highlight – emotional, herzlich und überraschend verspielt. Zum Tourabschluss holte die Band nicht nur ihre Gäste, sondern auch viele der Menschen hinter den Kulissen auf die Bühne – ein schöner Dank an die Crew, ohne die solch ein Abend nicht möglich wäre.
Danach folgte eine Aktion, die perfekt zu Eisbrecher passt: Zahlreiche Stoff-Eisbären wurden ins Publikum geworfen – zur Freude von Kindern, Sammlern und Fans gleichermaßen. Ein verspielter, liebevoller Abschluss, der zeigte, wie viel Herzblut die Band in ihre Auftritte steckt und wie sehr sie die Nähe zum Publikum schätzt.
Besonders positiv fiel zudem eine klare Ansage von Wesselsky auf: Eisbrecher würden niemals VIP-Zugänge oder Meet-and-Greets gegen Aufpreis verkaufen. In Zeiten immer absurderer Konzertpreis-Modelle ein wohltuend klares Statement für Fan-Nähe und Bodenständigkeit.
Auch die Merchandise-Preise vor Ort waren moderat und fair kalkuliert – ein Detail, das man heute bei Konzerten dieser Größe leider viel zu selten erwähnen kann.
Fazit
Eisbrecher lieferten in Hannover ein starkes, visuell eindrucksvolles und musikalisch überzeugendes Tourfinale ab. Die Mischung aus durchdachter Bühnenshow, vielen Gästen, aufrichtiger Publikumsnähe und einer ordentlichen Portion Humor machte diesen Konzertabend zu einem Erlebnis. Kleine persönliche Kritikpunkte, wie die akustische Version von „Miststück“, trüben den positiven Gesamteindruck kaum. Die Band hat gezeigt, dass sie zu Recht zur Speerspitze der deutschsprachigen Rock- und NDH-Szene gehört – und sich trotz aller Professionalität die Freude am Spiel und am Publikum bewahrt hat.
Bericht: Mario Waschkowski
Fotos: Jan Jacobsen