Vorab gesagt: Montag der 07.07. startete der Vorverkauf für das Rockharz 2026. Am Donnerstag den 10.07. waren die Tickets ausverkauft. Die ersten 70% waren sogar schon zwei Stunden nach Verkaufsstart vergeben. Erneut ausverkauft, muss dazu gesagt werden. Wie im Vorjahr bereits für das diesjährige Festival hat dies nicht lange gedauert. Dass sich anfangs der Vorverkauf exklusiv an die Bestandskunden des Festivals richtet, ist für diese ein Schmankerl. Dies zeigt, wie sehr das Festival seine Fans überzeugt und deren Loyalität belohnt.
Die Anreise am Dienstagvormittag verlief für uns erstaunlich flüssig. Von Quedlinburg über die blaue Route brauchten wir etwas über eine Stunde bis auf den Campground. Das ist eine gute Zeit. Im Vorjahr brauchten wir vormittags fast vier Stunden für die gleiche Strecke.Das Anreisekonzept ging somit für uns auf. Zu dem Anreisekonzept gehörte auch, dass Ordner kontrollierten, ob sich die anreisenden Fahrzeuge auf der richtigen Route befanden. Hier wird nun aktiv der Anreiseverkehr gemanagt, was für uns erfreulich war. Im Laufe des Anreisedienstages schien sich die Anreisezeit temporär zu verlängern. Hier dürfte ein Anwachsen der Anzahl anrollender Fahrzeuge mit eingewirkt haben.
Hinter den Kulissen arbeiteten etwa 600 bis 700 Helfer an dem Festival. Dazu gehören neben der Festivalcrew, Zulieferer, externe Gewerke, Sanitäter, die Feuerwehr, Polizeikräfte, Security und die Grabenschlampen. Wer die Grabenschlampen noch nicht kennt: Es ist die Kulttruppe an Ordnern, welche auf diversen Festivals mit Kraft, Geschick und Freude die Crowdsurfer im Graben vor der Bühne in aus den Händen der Menge empfängt. Sie sorgten auch in diesem Jahr für die sichere Landung der unzähligen Crowdsurfern.
Das stetig wachsende Inklusionscamp wuchs von 200 Gästen im Vorjahr auf 320 Gäste an, inklusive Begleitpersonen. Hier wird wert darauf gelegt, jedem ein Festivalerlebnis zu ermöglichen. In dem Zusammenhang sei auch die ROCKHARZ Kompass App erwähnt.Eine Turn-by-turn Navigation um sich auf Campground und Festivalgelände zu orientieren. Ursprünglich als Hilfe für Menschen mit Sehbehinderung entwickelt, bietet sie neben der Navigation zu POI auf dem Gelände die Running Order oder Getränkepreise der Stände. Hier kann man gespannt bleiben, wie sich dieses Projekt weiterentwickelt.
Die Eröffnung des Festivals spielte die hannöversche Kultband Excrementory Grindfuckers. Der Platz vor der Bühne war entsprechend gut gefüllt, die Stimmung ausgelassen. Die diesjährigen Headliner Saxon, Heaven Shall Burn, Powerwolf und In Extremo lieferten kraftvolle Shows vor einem begeistertem Publikum ab. Das Lineup war breit aufgestellt, ein Bunter Strauß an Genres aus der gitarrenbasierten Rock- und Metalsphäre. Hier fand jeder seine Highlights.
Besonders erwähnenswert ist, dass Draconian im drölften Anlauf ihr Debüt auf dem Rockharz geben konnten. Diesmal kam ihnen nichts dazwischen, nicht einmal das Wetter.
Das Wetter spielte mit, nur leider zu gut. Die Sonne brannte ab Dienstag erbarmungslos auf das Festival nieder. Wer Schatten im Camp hatte, verließ ihn das Festival über nur in dringenden Fällen. Z.B. wenn Bands spielten, die man sehen wollte, oder wenn die Blase drückte. Auch wenn das nicht meine Temperaturen sind, so ist es mir jedoch lieber als Regen und Schlamm. Da nehme ich den Staub in Kauf. Und davon gab es im Lauf des Festivals reichlich. Je mehr die jeweils spielende Band die Fans anheizte, desto dichter wurde die Staubsäule über dem Moshpit. Als besonders dichte und große Staubwolken sei die von Heaven Shall Burn genannt. Britta Görtz sprang ein weiteres Mal für Markus ein und überzeugte ein weiteres Publikum von Ihrem Können und ihrer Stimmkraft. Die Grabenschlampen waren im Dauereinsatz und erhielten Crowdsurfer in der Gurtzuführung. Gelegentliches schnelles Durchzählen ergab stets eine Zahl zwischen zehn und zwanzig gleichzeitigen Crowdsurfern. Respekt! Das muss eine Band erst mal schaffen, die Grabenschlampen dauerhaft so auszulasten.
Die Stimmung des Festivals war wie immer friedlich. Der Sonne trotzend strebten viele zum großen Gegenstein der Teufelsmauer empor. Der Ausblick auf das Festivalgelände belohnte sie für den Aufstieg.
Die Besucher konnten an 85 Stellen Trinkwasser kostenfrei zapfen. Dieses konnte in 1100 Mobiltoiletten bequem retourniert werden. Die klassischen Dixiklos gab es nur auf dem Campground für die Gruppen, welche diese als privates Upgrade buchten. Hiermit hebt sich das Rockharz deutlich aus der Menge an Festivals ab. Für die Besucher standen zudem 166 Duschen zur Verfügung. Drei weitere Duschen in barrierefreier Ausführung gab es im Inklusionscamp. An 45 Ständen auf und vor dem Infield konnten Speisen und Getränke erworben werden.
Bei strahlendem Sonnenschein gaben sich acht Paare in der lautesten Außenstelle des Standesamts Ballenstedt das Jawort. Eines der Paare lernte sich im Vorjahr als Zeltnachbarn auf dem Rockharz kennen. Da war wohl Romantik im Spiel…
A pro pros Romantik: In seiner Abschlussrede vor dem Headlinerkonzert von In Extremo am Samstag machte der Festivalchef Thorsten auf der Bühne seiner langjährigen Lebensgefährtin Daniela einen Heiratsantrag. Unter Tränen und dem donnernden Beifall von 25.000 Zuschauern vor der Bühne sagte sie “Ja”.
Ein gelungener Abschluss für das insgesamt runde Festivalerlebnis. Für jeden Geschmack gab es reichlich Bands, das Wetter spielte mit, die Orga und Helfer haben ganze Arbeit geleistet. Nächstes Jahr stehe ich wieder auf der Matte. Mein Ticket ist schon bestellt.
Zu den Ankündigungen für 2026 gehören Größen wie Alice Cooper, Helloween und Emperor, Knorkator, Agnostic Front, Kataklysm und Biohazard, uvm. Auf die weiteren Bandwellen darf man gespannt sein. Auf die Verkaufszahlen des bereits ausverkauften Festivals werden sich diese nicht mehr auswirken können.
Text und Fotos: JJ